„Aida“ in Stefan Heuckes „AIDA 5. Akt“ / Libretto: Ralph Köhnen
Günschmanns Aida grenzt an eine Offenbarung!
„…Mit jugendlich-dramatischer Attacke wirft sie sich in die für einen Mezzo recht hoch notierte Partie. Da ist geballte Leidenschaft am Werk. Günschmanns Aida, eine starke Frau voller Zorn und Liebe. Rafael
Bruck verkörpert den Radames darstellerisch hoch engagiert und vokal achtbar.„
Michael Kaminski, concerti, 05.09.2023
mit Raphael Bruck (Radames), Giovanni Conti (musikalische Leitung), Dennis Kraus (Inszenierung / Kostüme), Ulrike Aistleitner (Dramaturgie)
Foto: Matthias Stutte
Theater mit Mut zum Anspruch!
Armin Kaumanns, Rheinische Post, 05.09.2023
Stefan Heuckes Kammeroper verlängert Verdis Klassiker ins Heute. Dennis Krauß inszeniert geometrisch intensiv.
„Die Weltkriegsbunker sind so etwas wie die Pyramiden von heute.“ Wohl auch mit einem Augenzwinkern begrüßt Bernhard Petz als Hausherr die Gäste im seinem Bunker Güdderath zur Premiere und Uraufführung von Stefan Heuckes Kammeroper ,,Aida – der fünfte Akt“. Schließlich spielt die Geschichte da, wo Giuseppe Verdis Oper aufhört: Aida und Radames, lebendig begraben im Bauch der Pyramide. Es wird ein berührender, ein in seinen Unwägbarkeiten, Widersprüchen, Ambivalenzen irritierender Abend, der vom Publikum geradezu begeistert aufgenommen wird. Und natürlich trägt die gespenstische Location ihren Teil bei zum intensiven Mit-Erleben der im Grunde hoffnungslosen Geschichte. … Beide Partien sind schwer. Beide Sänger sind dauernd auf der Bühne, Köhnen hat ein wortreiches Libretto verfasst. Dennoch schafft es Heucke als Meister der Vokalkomposition, alles singbar und ausdrucksstark umzusetzen. Günschmann wie Bruck gestalten bravourös, immer getragen von der umsichtigen und äußerst präzisen Leitung von Giovanni Conti. Der junge Kapellmeister dirigiert das im Dunkel sitzende Orchester über die Köpfe der Zuschauer von einer rund 20 Meter gegenüberliegenden Empore aus. ,,Aida – der fünfte Akt“ ist für diesen Raum, für diese Sänger entstanden. Und hat mit Dennis Krauß einen Regisseur, Bühnenbildner und Ausstatter, der für die extrem fokussierte Spielsituation einen klaren Raum schafft, in dem die Akteure glänzen können. […] Ein widerständiger Ort, der selbst in seiner fortschreitenden Dekonstruktion für Konflikt, Versöhnung, Verzweiflung und Hoffnung stehen kann.
[…] Heuckes Kammerspiel rückt dem Publikum sehr nah, räumlich, akustisch, in seinem Gehalt, der wie nebenbei die großen Fragen der Menschheit und die Verwerfungen unserer Tage thematisiert. Zur Saisoneröffnung setzt das Haus von Intendant Michael Grosse ein vernehmliches Zeichen für ein Theater mit Mut zum Anspruch.
Zwei ganz hervorragende Darsteller!
Markus Lamers, Der Opernfreund, 05.09.2023
Sicherlich kennt jeder Opernfreund Giuseppe Verdis Oper Aida, die damit endet, dass der des Hochverrats beschuldigte Radamès unter einem Tempel lebendig begraben wird. Zuvor hatte sich bereits seine Geliebte Aida in die Gruft geschlichen, um hier die letzten Stunden des Lebens gemeinsam mit Radamès zu verbringen. Doch was passiert in diesen letzten Stunden vor dem Tod wirklich?
Diese Frage beschäftigte den Komponisten Stefan Heucke bereits als siebenjähriger Junge, nachdem er eine Aufführung der Aida in der Stuttgarter Staatsoper besuchte, was gleichzeitig sein erster Opernbesuch überhaupt war. […] Und in der Tat eignet sich die Location sehr gut für diese Geschichte, denn als Zuschauer erlebt man hier einen fast schon immersiven Theaterabend in einer ganz besonderen Atmosphäre. Das deutsche Libretto stammt von Ralph Köhnen, dem es gelungen ist, die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren in rund 70 Minuten spannend weiter zu erzählen. Eine Mischung aus Liebe, Zweifel, Hoffnung und Verzweiflung (aufgelockert in der zweiten Szene durch einen kurzen Rückblick in die Kindheit der beiden) in klaren, teilweise aber auch poetischen Worten, lässt den Zuschauer aufmerksam bei der Sache bleiben. Vorteilhaft hierbei auch die gute Textverständlichkeit durch die Mezzosopranistin Eva Maria Günschmann als Aida und dem Bariton Rafael Bruck als Radamés. Zwei ganz hervorragende Darsteller, denen es in diesem Fall auch zu Gute kommt, dass diese Oper speziell für ihre Stimmen geschrieben wurde. Das ist musikalisch eindrucksvoll und dem am Ende fast 10minütigen Beifall allemal wert. Beide sind in dieser Kammeroper zuvor 70 Minuten im Dauereinsatz, denn das Libretto ist schon extrem wortreich angelegt. … Mit der Uraufführung von „Aida – Der fünfte Akt“ zeigt das vergleichsweise kleine Theater Krefeld-Mönchengladbach einmal mehr, dass es im Musiktheater auch spannende Abende abseits des üblichen Repertoire zu entdecken gibt. Hierfür gebührt allen Verantwortlichen großer Respekt. Ein Besuch der Vorstellung im Bunker Güdderath ist ein sicherlich nicht alltäglicher Theaterabend, der lange im Gedächtnis bleiben wird.